Die Ferienhochsaison Juli und August liegt fast hinter uns. Wir durften zahlreiche Gäste aus der Schweiz, Frankreich, Italien, Deutschland, der Tschechoslowakei und gar Chile, Brasilien und Guadeloupe bei uns im Envie de Sud begrüssen. Ganz besonders beliebt und entsprechend stark frequentiert war der erfrischende Pool. Aber auch die vielen gemeinsamen Abendessen am Table d’hôtes mit spannenden Begegnungen und Gesprächen brachten Leben ins Envie de Sud. Für uns waren es sehr spezielle Momente.

Aktuell sind wir am Abklären, ob wir zeitnah die leer stehenden Räume ausbauen. Ein zusätzliches Doppelzimmer mit Bad und ein geräumiges Familienstudio mit Küchenzeile könnte schon bald buchbar sein. Wir werden darüber informieren.

Die Nachfrage nach Zimmern ist im Juli und August auf jeden Fall gegeben und für den Rest des Jahres haben wir ein ganz spezielles «Rosinchen» für euch parat. Wir erweitern unser Servicepaket und bieten Envie de Sud Gästen massgeschneiderte Aktiv-und Genussreisen mit persönlicher Betreuung an. In der Sprache eurer Wahl: Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Französisch oder Englisch begleiten wir euch. Naturnah und abseits der Massen wollen wir uns bewegen. Zu Fuss, per Fahrrad und auf dem Pferd. Euch die wahren Schätze der Petite Camargue zeigen und euch mit lokalen Experten und «Originalen» bekannt machen. In kleinen Gruppen von 4 bis maximal 10-12 Teilnehmern. Der Idealaufenthalt liegt bei 7 Nächten.

Wir haben in den letzten Monaten viele Kontakte zu lokalen Anbietern und Partnern geknüpft. Zweifellos sind alle Experten auf Ihrem Gebiet und tief verwurzelt mit Region und Traditionen. Bei jedem Besuch lernen wir dazu und kommen unserer neuen Heimat ein Stückchen näher. Wenn nur die Sprachbarriere und eine gewisse Behäbigkeit nicht wären…ohne gute Französischkenntnisse hat ein Besucher in der Petite Camargue heute leider wenig Zugang zu Land und Leuten. Selbst ein Fahrkartenkauf am Bahnschalter oder ein Restaurantbesuch kann ein nervenaufreibendes Erlebnis sein. Informationstafeln bei Sehenswürdigkeiten oder in Naturreservaten sind in der Sprache der Grande Nation gehalten. Maximal ergänzt mit einer Englischen Zusammenfassung. Jede serviceorientierte Tourismusdestination muss mehrsprachig Kommunizieren. Im Envie de Sud leben wir diesen Grundsatz ganz selbstverständlich.

Mireille, die neue Direktorin der Tourismusregion Petite Camargue zeigt zum Glück ebenfalls Dynamik. Ein Segen für uns und potentielle Besucher. Wir haben ihr unsere tatkräftige Unterstützung zur Neupositionierung der Destination Petite Camargue zugesagt. Es ehrt uns, dass wir als Neulinge so offen aufgenommen werden und unsere Erfahrungen einbringen dürfen. Wir freuen uns auf diese Herausforderung.

Unabhängig davon sind die vorgängig erwähnten exklusiv für Envie de Sud Gäste naturnahen Aktivferien ab sofort buchbar. Wir haben ein mögliches Reiseprogramm für eine Woche ausgearbeitet und freuen uns auf euren Anruf oder eure Email. Selbstverständlich sind wir bei der Planung offen für eure Wünsche. Schliesslich sprechen wir hier von eurem ganz persönlichen Urlaub.

Herzlich,

Ursula & Andreas

Gregory Porter, ein Sänger und Komponist von Weltformat singt am Jazz à Vauvert. Ja. DER Porter. Der mit den Grammy Awards der die grossen Konzerthallen füllt. Unglaublich. Aber wahr. Dieses Kulturerlebnis lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Die Musik von Gregory Porter gefällt mir ausgesprochen gut. Seine tiefe Stimme voll an Wärme berührt mich jedes Mal ab der ersten Note. Stark und männlich im Klang und verletzlich und offen in seinen Texten. Ich kann das Konzert kaum erwarten. Ich bin fast ein wenig aufgeregt.

Am 8. Juli 2017 ist es endlich soweit. Das Envie de Sud ist zum erstem Mal ausgebucht und ich gehe mit meinen Gästen in die Arena. Es ist ein lauer Sommerabend und wir sind voller Vorfreude. Es herrscht Festivalstimmung. Alle sind leger angezogen, ein Getränk in der Hand und der Duft von Pommes Frites und süssen Crêpes hängt in der Luft. Super, dass zwei meiner Gäste den Organisator der Konzerte persönlich kennen. Sie machen mich mit Fabrice bekannt. Wir kommen ins Gespräch. Das Jazz à Vauvert ist ein Ableger vom etablierten Jazz à Junas, einem Ort nur wenige Kilometer von hier. Seit sage und schreibe 22 Jahren findet das Festival in Junas statt. Man wählte damals bewusst einen Ort, der an sich unspektakulär ist. Man wollte dem Jazz den Raum zu geben. Und siehe da. Selbst die grossen Stars finden den Weg nach Junas. Seit 3 Jahren auch in die Arena von Vauvert. Aus zwei Gründen wie mir Fabrice erklärt: Erstens: der Maire (Bürgermeister) ist ein Jazzfan und zweitens: Die Arena ist als Konzertort sehr attraktiv.

Pünktlich um 21 Uhr betritt Gregory Porter die Bühne. Ein zwei Meter Mann im hellen Anzug mit der Statur eines Footballspielers. Sein Markenzeichen: eine dunkle Ballonmütze und ein schwarzer Schlauchschal. Er verzaubert uns ab der ersten Note. Die Atmosphäre im Publikum ist entspannt, beinahe familiär. Porters Bühnenpräsenz ist beeindruckend. Er singt seine ganz grossen Hits und füllt die Arena mit seinem sonoren Bariton. Sanfte Balladen wie «Hey Laura» wechseln mit groovigen Stücken wie « Don’t loose your steam» Die Band begleitet Porter lässig und er lässt den Musikern Raum für spektakuläre Solis. Ab und zu drehe ich mich um und blicke ins Publikum hinter mir auf den Stufen der Arena. Lauter frohe Gesichter. So ein Open-air Konzert hat immer ein besonderes Flair. Die Musik, das Licht, das Gemeinschaftsgefühl – alles passt.

Den Song «Consequences of Love» könnte ich in Endlosschlaufe hören. Jede Note, jede Phrasierung, jede Pause passt. Ach, ich könnte heulen so schön singt er. Mein Schatz Andreas fehlt mir ganz sehr in diesem Moment. Ihm entgeht ein besonderer Abend in der Arena von Vauvert. Gut zu wissen, dass das Festival de Jazz à Junas und Vauvert auch im nächsten Jahr stattfinden wird. Ob Gregory Porter wieder kommt weiss ich nicht. Ich hoffe es sehr. Aber auch die anderen Künstler: Laurent Coulondre, Avishai Cohen und Cory Henry boten tolle Konzerte berichteten mir meine Gäste. Fabrice und seine Partner werden bestimmt hervorragende Künstler für das nächste Jahr verpflichten.

Bucht also rechtzeitig euer Zimmer im Envie de Sud. Verbindet den Besuch von ein paar Konzerten mit entspannten Ferien bei uns. Ich freue mich auf eure Begleitung. Und habe ich schon erwähnt, dass ich Gregory Porter nach dem Konzert backstage besuchen durfte? Beinahe verlegen hat er meine ehrlich gemeinten Komplimente entgegengenommen. Sein «Oh, thank you so much, my dear» schwingt mir jetzt noch in den Ohren.

Herzlich,

Ursula

Wer die Menschen in der Petite Camargue und deren Seele verstehen möchte, dem sei ein Besuch auf einer Manade herzlich empfohlen. An keinem anderen Ort vereint sich die tief verwurzelte Tradition von Stier-und Pferdezucht mit der zuweilen rauen Natur. Wir folgen der Einladung der Manade Martini und besuchen deren Hof in Franquevaux. In den Sommermonaten öffnet die Familie jeweils am Mittwoch-und Freitagabend die Tür und lädt Besucher ein, das Leben und die Arbeit eines Manadiers kennenzulernen.

Noch ahnen wir nicht, dass uns nebst dem Kennenlernen der eigentlichen Arbeit des Manadiers ein buntes Spektakel erwartet. Ein rundum gelungener Abend mit vorzüglichem Essen, Liedern der Camargue und geselligem Beisammensein mit Gleichgesinnten. Die Stimmung ist volkstümlich. Wir spüren sehr viel Herzblut und Engagement an diesem Abend.

Im ersten Teil des Abends findet die «Ferrade» statt. Die Jungtiere im ersten Lebensjahr werden mit Nummern und dem Emblem der Manade gezeichnet. Nur so kann der Gardian die einzelnen Tiere in der Weite der Prärie erkennen. Und falls mal eines der Herde entwischt um anderswo saftiges Gras zu finden, kann es mit dem Lasso eingefangen und dem rechtmässigen Besitzer zugeordnet werden. 

Danach geht es mit einem Wagen aufs Feld. Die Gardians und ihre zirka 20 Helfer in den bunten Hemden reiten auf ihren Camargue Pferden voraus. Das dumpfe Galoppieren der Hufe vermischt sich mit dem Rattern des Traktors, der den langen Karren mit den Besuchen zieht. Wir sitzen wie die Hühner drauf. Ein bisschen Show muss schliesslich sein.

Nun wollen wir sehen, wie sie ein einzelnes Tier aussuchen und es von der Herde separieren. Der kleine Stier soll direkt vor unserm Wagen zum Stillstand kommen. Alle zücken erwartungsfroh die Kamera und es geht los. Die Gardians umkreisen die Gruppe und preschen in atemberaubendem Galopp über die Felder. Zur Belustigung der Besucher klappt das heute selbst bei mehreren Versuchen nicht. Ein Gewitter ist im Anzug und die Tiere führen die «Cowboys der Camargue» an der Nase herum. Bernard Fougairolles, der Manadier, nimmt es mit Humor. «Allez, demi-tour on attaque l’apéro!»

Bei einem Glas Rosé vom benachbarten Weingut « Château Beaubois » und leckeren Muscheln vom Holzkohlefeuer kommen wir auf das eigentliche Ziel jedes Manadiers zu sprechen: Einen erfolgreichen und berühmten Stier für die Course Camarguaise heranzüchten und ausbilden. Das bringt nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch die eine oder andere Prämie. Die Thematik polarisiert. Eine rege Diskussion kommt in Gang. Gehört ein Stier, auch wenn es sich um einen sportlichen und keinesfalls um einen blutigen Anlass handelt, in eine Arena? Die Course Camarguaise. Von Mai bis Ende Oktober dominiert sie die Agenden der Einheimischen. Immer wird es leidenschaftlich und das Feuer in den Augen leuchtet, alleine wenn der Begriff fällt. Der Stier und die damit verbundenen zahlreichen Anlässe bilden das Epizentrum des Geschehens. Steht dem aussenstehenden Besucher ein schnell gefälltes Urteil, ein Ablehnen einer tief verwurzelte Tradition eines Volkes zu?

Bei einem würzigen Schmorgericht «Taureau à l’ancienne» und Reis aus lokalem Anbau lassen wir es uns gutgehen. Als Régine Pascal, eine bekannte Schlagersängerin der Umgebung, zum Mikrofon greift, erreicht die Stimmung Ihren Höhepunkt. Das einheimische Publikum singt mit voller Kehle mit. Die Lieder handeln von der wilden Natur der Camargue. Von Liebe, Freiheit und Herzschmerz. Wir lassen uns mitziehen und geniessen den Moment. Als die Hymne der Camargue verklingt, ist der ganze Saal ergriffen. Für einen Moment verbindet die Stille. 

Auf dem Heimweg sind wir uns einig. Der Besuch auf der Manade Martini in Franquevaux gefällt unseren Envie de Sud Gästen. Gutes Essen und Wein, Tiere für die Kinder, einen Einblick in die Tradition und zum Schluss noch ein wenig schunkeln – das passt für gross und klein. Jung und älter. Und für sprachfremde auch ohne Französischkenntnisse!

Herzlich,

Ursula & Andreas

Diese Woche bietet Vauvert und Umgebung eine Menge an Kultur und Konzerten. Überhaupt den ganzen Sommer über in der Region stelle ich fest. Warum genau in Vauvert weiss ich nicht. Aber ich finde es toll! Vielleicht weil Vauvert eine Musikschule hat deren Orchester und Formationen weit über die Region hinaus bekannt sind? Von Jazztrio über Kammerorchester bis hin zu einer Bigband. Anlässe finden ganzjährig statt. Ein Spezieller jedes Jahr am 21. Juni. Dann feiert ganz Frankreich den Tag der «Fête de la musique». Es finden zahlreiche Konzerte von Profis und Laien statt. Natürlich auch in Vauvert.

Nur ein paar Strassen vom Envie de Sud entfernt auf dem grossen Marktplatz steht die Bühne. Schon von weitem höre ich die Musik aus dem Lautsprecher klingen. Alle Plätze an den Tischen der «Bar des Halles» sind besetzt. Auch diejenigen an den extra aufgestellten Festbankgarnituren. Das Publikum ist gemischt. Kühler Rosé perlt in den Gläsern. Die auf den Tischen aufgetürmten leeren Pizzakartons vom benachbarten Lieferdienst «Pizza Nico» bilden einen für mich ungewohnten Kontrast. Mich von solchen Äusserlichkeiten abschrecken lassen? «Mais non!», es gehört zum Charme des «Midi», des Südens.

Die Darbietungen der Musikschüler sind erfrischend. Mit Herzblut vorgetragen. Wer sucht schon Perfektion sag ich mir und überhöre den einen oder anderen schrägen Ton. Wobei, je später die Stunde, desto besser der Qualität, stelle ich fest. Vielleicht liegt es auch am Rosé? Wie auch immer. Ich verbringe einen tollen Abend in diesem typisch südfranzösischen Städtchen Vauvert. Volkstümlich. Unkompliziert. Gut, dass der Sommer erst begonnen hat. Es werden bestimmt noch viele Gelegenheiten für mich und Gäste des Envie de Sud folgen.

Wer mich kennt weiss, dass ich Kontraste mag. Am liebsten grosse. Gleich am Tag darauf besuche ich das Eröffnungskonzert der « Nuits de Franquevaux 2017 ». Ein kleines, feines Festival im 7. Jahr der Ausführung. Das Programm verspricht viel.  Violinenduette von Vivaldi, Bach und Bériot.  Vorgetragen von zwei lokal bekannten Musikern: David Dussaud und Norbert de Jesus Pires. «Reveries natures sous les etoiles» lautet das Thema des Abends. Logisch, dass ich mir als Barockliebhaberin diese Gelegenheit nicht entgehen lasse. « Nehmen Sie einen Liegestuhl mit» hat mir die freundliche Dame bei der Reservation erklärt. «Wir treffen uns um 21:15 bei der Brücke in Franquevaux. Simon, vom Naturreservat Scamandre, erklärt uns Geräusche und Stimmen der Nacht. Anschliessend an das Konzert beobachten wir mit dem Astronomieclub Orion 2000 die Sterne».

Muss ich in den Sternen lesen können, um zu wissen, dass dieser Abend an Originalität kaum zu übertreffen ist? Wohl kaum. Mit Sicherheit macht die Kulisse einen grossen Teil der Ambiance aus. Die zirka 50 Klassikliebhaber sitzen oder liegen auf mitgebrachten Stühlen und Decken in der einbrechenden Dämmerung im Halbkreis am Canal du Rhône à Sète in Franquevaux. Zur Linken das Naturschutzgebiet mit Teichen und Sümpfen. Flora und Fauna.

Was folgt, ist ein Wechsel von virtuos vorgetragenen Violinenklängen und Sequenzen von Stille. Wobei diese Stille nicht still ist. Es zwitschert und zirpt und quakt. Die Stimmen der Nacht. Natur pur. Aus dem «Off» die Stimme von Simon, die hilft, die Laute einzelnen Tieren zuordnen zu können. Am Himmel zeigen sich mehr und mehr Sterne. Ich lasse mich vom Moment und der Stimmung wegtragen. Es ist einfach nur schön.

Bei leckerem Kuchen und Tee lassen wir den späten Abend ausklingen. Bernard Denoyer, der Präsident des Astronomieclub Beauvoisin und seine Freunde erklären die aktuelle Sternenkonstellation. Ich darf zum ersten Mal in meinem Leben durch ein Teleskop blicken. Echt faszinierende Bilder! Wenn auch surreal. So ganz folgen kann ich den Erklärungen der Astronomiefreunde nämlich nicht.

Die Thematik um Lichtjahre und abstrakt grosse Entfernungen übersteigt schlicht meinen Horizont. Ich lebe im hier und jetzt. Und – ja, auch ich mag in die Sterne gucken. Stundenlang. Aber das mit den Planeten und alles verstehen müssen? Hmm. Ich weiss auch so, dass ich einen für mich kostbaren Moment erlebe. Den Zauber des für einmal «Nichtwissens» werde ich mir bewahren beschliesse ich kurz darauf auf dem Heimweg. Auf dem Plateau der Costières de Nîmes verweile ich einen Moment. Mein Blick bleibt am Horizont hängen. Die Nacht ist klar. Mond und Sterne leuchten am Himmel. Es riecht nach Sommer. Und für mich nach tiefer Zufriedenheit. «Es ist schön hier in der Petite Camargue», denke ich still.

Die «Nuits de Franquevaux» dauern noch ein paar Tage an. Immer Ende Juni, Anfang Juli findet das Festival statt. Wahrlich ein Geheimtipp für Liebhaber von erstklassigen Kulturperlen abseits der grossen Bühnen. http://gard.infojeune.fr/nuits-de-franquevaux-2017. In meiner Agenda ist der Anlass fix notiert. Über eure Begleitung im nächsten Jahr freue ich mich.

Herzlich,

Ursula

Seit meiner frühsten Kindheit wandere ich. Ich liebe es. Andreas zum Glück auch. Auf meinen grossen Abenteuerreisen war ich viel zu Fuss unterwegs. Ob auf dem Mount Kenia, durch die Steppen und Wüsten der Mongolei, unter Tausenden von Mücken im Amazonas und selbstverständlich in den Schweizer Bergen. Wandern befreit die Seele und öffnet meinen Geist.

Unser neues Zuhause Vauvert und Umgebung bietet diesbezüglich ganzjährig ideale Bedingungen. Das Terrain ist zudem perfekt für alle Knie-und Hüftoperierten zu denen auch wir uns zählen. Gilt es nämlich kaum Höhenmeter zu überwinden. Keine lästigen Abstiege mit wackligen Knien. Perfekt für uns und sicher auch für viele unserer künftigen Envie de Sud Gäste.

Heute gehe ich alleine los. Ich starte direkt von der Haustüre aus. Ich plane ein Stück auf dem Jakobsweg zu wandern. Vauvert ist ein Etappenziel auf der Pilgerroute Via Tolosana. Ich entscheide, ein Stück in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Ich pilgere ja nicht wirklich. Mein Plan: durch die Costières de Nîmes in den Weiler Franquevaux wandern und dort dem Canal de Rhône à Sète bis Gallician folgen und ab dort auf dem Voie Verte zurück nach Vauvert. Nach meiner Einschätzung sind das zirka 20 km.

Die einzigen 80 Höhenmeter überwinde ich gleich hinter unserem Haus und schon befinde ich mich auf dem Plateau der Costières de Nîmes. Herrlich die Aussicht. Ich marschiere beschwingt voran. Ich sehe den Pic St. Loup und die Silhouette der Cevennen. In die andere Richtung die Betonpyramiden von La Grande Motte. An klaren Tagen im Winter sieht man bis zu den Alpen.

Die Reben werden jeden Tag dichter stelle ich fest. Ich wandere und wandere. Die Sonne strahlt und meine Trinkflasche wird leichter. Längst steht fest, dass ich mein Wanderziel anpassen muss. Kein Wunder. Ich habe mir nämlich die Freiheit genommen, die Wegzeichen zu ignorieren. Mein Bauch sagt mir, dass alles bestens ist. Eine Vorahnung liegt in der Luft. Gleich werde ich was Unerwartetes erleben. Mein Instinkt. Als ich kurze Zeit später das Ortschild Beauvoisin sehe, bin ich überrascht. Ich befinde mich nur etwa 5 km in Luftlinie vom Envie de Sud, bin aber fast 3 Stunden stramm gewandert. Offenbar im Zickzack.

Und dann taucht die Überraschung auf. Gleich am Dorfeingang stechen mir kleine stempelartige Graffitis an den Hauseingängen ins Auge. Die Motive zeigen typische Symbole der Umgebung. Einen Stier, einen Flamingo, einen Reiter auf einem Pferd, eine Arlésienne. Immer sind sie einfarbig in rot, schwarz, grün oder blau etwa. Alle tragen sie auch ein Datum. 2002. 1985. 2012. Und den Schriftzug VLJ. Entsprechend dem Alter sind die Bilder und Schriftzüge verblasst. Ich entdecke immer mehr Motive und will jetzt wissen, was es damit auf sich hat. Mein Nachbar Michel, mit seinen 87 Jahren, ist ein wandelndes Geschichtsbuch und weiss sofort von was ich spreche als ich ihn später besuche.

Empègues werden die «Graffitis» genannt. Sie datieren weit zurück. Am Fensterladen des Restaurants «Les Aubades» soll es ein Empègue von 1894 geben. Ich werde nochmals hingehen nehme ich mir vor. Am Anfang des 20. Jahrhunderts feierten die jungen Männer vor dem Einzug in den Militärdienst diesen Brauch. Heute lebt er noch immer. Den Militärdienst als solches gibt es nicht mehr. Aber gefeiert werden will noch immer und auch die Mädchen machen heute mit. Der Schriftzug VLJ bedeutet «Vive la Jeunesse. Es lebe die Jugend.» Die Jungen, welche das Erwachsenenalter erreichen, schliessen sich ein paar Tage vor der lokalen fête votive zusammen und gehen von Tür zu Tür um einen Batzen für den bevorstehenden Ausgang zu ersingen oder Gebäck zu verkaufen. Die spendablen Hausbesitzer erhalten zum Dank ein hübsches Empègue an die Mauer des Hauseingangs. «Wer viele hat, beweist dass er grosszügig ist. Für jedermann sichtbar. Das ist wichtig.» fasst Michel lachend zusammen.

Auch in anderen Orten der Petite Camargue wird man fündig. «In Vauvert hat man die klassischen Empègues durch bunt bedruckte Aufkleber ersetzt», erklärt mir Michel. Manche Hausbesitzer sorgten sich um das Bild ihrer Fassade und darum hat die «Mairie» dass vor ein paar Jahren so beschlossen. «Schade, mir als grosser Street Art Fan würden die klassischen Empègues weit besser gefallen», sage ich zu Michel.

Die Saison der fête votive aller Orte der Umgebung beginnt Mitte Juni. An jedem Wochenende steppt irgendwo der Bär. Oder in diesem Fall der Stier. Zusammengefasst DAS traditionelles Sommerfest mit lokalen Bräuchen rund um Stier und Pferd, Musik, Tanz, Markt und ganz viel Rosé. In Vauvert findet dieser Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens vom 12. bis 20. August 2017 statt.

Lasst euch die Gelegenheit nicht entgehen und taucht mit uns in die lokale Kultur ein. Wir freuen uns auf euch.

Herzlich,

Ursula & Andreas

«Selbstverständlich nehmen wir auch Anfänger mit auf unsere Ausritte. Kommt einfach vorbei. Wir haben Pferde und Ponys für jedes Niveau», erklärt mir Magali freundlich am Telefon. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag. Ihr Reithof befindet sich im Nachbardorf Beauvoisin. Diesen betreibt sie zusammen mit ihrer Schwester Margot. Die zwei jungen Damen sind uns auf Anhieb sympathisch. Ihr Konzept: Naturnahe Ausritte durch die umliegenden Weinberge, Olivenhaine und Felder. Sich Zeit nehmen und weder sich noch die Pferde überfordern. «Reitfabriken mit ausgelaugten Pferden gäbe es leider genug in der Region», seufzt Ihre Schwester Margot. Wir haben die Bilder vor Augen und sind überzeugt, dass wir und künftige Gäste des Envie de Sud hier gut aufgehoben sind.

Die Pferde stehen im Schatten der Bäume und nach einer kurzen Instruktion machen wir uns mit den Tieren vertraut. Ganz geheuer ist mir nicht bei meiner Premiere zu Pferd. Aber Magali beruhigt und versichert, dass mein Pferd sehr gut auf Zeichen höre, ich müsse diese deutlich geben und ihm ansonsten die Freiheit lassen. Das Camarguepferd sei die Freiheit gewöhnt. Alles klar. Die Aussicht zumindest ist sehr gut von hier oben stelle ich fest und der Hang zur Freiheit verbindet mich instinktiv mit meinem vierbeinigen Freund. Nun freue ich mich auf den Ausritt. Andreas sitzt längst lässig im Sattel und grinst mir zu.

Die Gruppe, bestehend aus etwa 10 Reitern unterschiedlicher Niveaus, setzt sich in Bewegung. Begleitet von den beiden wachsamen Reitlehrerinnen Margot und Magali. Nachdem sich meine erste Aufregung gelegt hat, geniesse ich den Ausblick und ganz besonders den Geruch der Natur. Die Intensität der ätherischen Düfte von Pinien, Lavendel und frischem Gras betört meine Sinne. Querfeldein, durch Wälder, Weinberge und Wiesen führt unser Ausritt. Die Pferde sind munter und reagieren auf das kleinste Kommando. Ab und zu wird die Gruppe geteilt und wir Anfänger staunen wie die Fortgeschrittenen über die Weiten galoppieren. Ein junger Bursche gar zieht ohne Sattel auf seinem temperamentvollen Hengst an uns vorbei.

Wieder zurück beim Reithof lassen wir die Pferde auf die Weide und verabschieden uns von Magali und Margot. Einmal mehr durften wir feststellen, dass die Camargue Gardoise ein herrliches Fleckchen Erde ist. Den Reithof der Schwestern Tauleigne in Bauvoisin werden wir den Envie de Sud Besuchern gerne empfehlen. Auch wenn mir als Reitanfänger nach 2 ½ Stunden im Sattel ehrlich gesagt der Hintern ganz schön weh tut. Und Andreas? Nun, auch er sass am Ende nicht mehr ganz so lässig im Sattel.

Herzlich Ursula & Andreas

Mit Freude folgen wir der Einladung von Jean-Jacques, Ambassadeur du patrimone, und machen uns auf, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden. Jean-Jacques betreibt in der Parallelstrasse zum Envie de Sud einen Fahrradverleih. www.tourismavelo.fr Nebst uns bekannten Zweirädern hat er auch Liegefahrräder und E-Bikes im Angebot. Auf Wunsch mit Kindersitz oder Anhänger. Jean-Jacques achtet auf Sicherheit und prüft zuerst einmal den Luftdruck unserer mitgebrachten Fahrräder. Reparaturkitt, Ersatzschlauch, Pumpe und Trinkwasser – er hat alles dabei. Nichts überlässt er dem Zufall.

Auf einer Karte erklärt er uns die Route. Wir werden von Vauvert aus in Richtung Meer fahren. Von den Costières dem Nîmes (Weinhügeln) den Bewässerungskanälen und Obstplantagen entlang in Richtung étangs (Teiche), weiter folgen wir dem Canal du Rhône à Sête und biegen beim Pont de Tourradons ab und radeln zurück nach Vauvert vorbei an saftigen Weiden. Im Schatten ruht eine Herde von Stieren und eine kleine Gruppe von Pferden hebt neugierig den Kopf als wir vorbeifahren. Die Strecke beträgt zirka 25 km. Ideal für einen kleinen Nachmittagsausflug. Das Terrain ist mehrheitlich flach und auch der Mistral meint es gnädig mit uns. Es rollt fast von alleine.

Unterwegs erklärt uns Jean-Jacques mit Leidenschaft die Landschaft und deren Geschichte. Die Camargue Gardoise, so pflegt er zu betonen, übt ganzjährig einen besonderen Reiz auf den Betrachter aus. Aber erst mit dem Wissen über Geschichte, Flora und Fauna eröffnet sich einen die Seele dieser Landschaft. In der Tat ergeht es uns so. Wir können uns nicht sattsehen und Jean-Jacques Begleitung macht den Ausflug zu einem echten Erlebnis.

Beim nächsten Mal radeln wir via Aigues-Mortes und dem 14. Grand Site de France «Les Marais de la Carbonnière» bis ans Meer nach Grau-du-roi. Und falls wir nach dem Baden und Bummeln müde Beine haben, nehmen wir die Fahrräder in den Zug und reisen entspannt zurück ins Envie de Sud.

Herzlich Ursula & Andreas

Pünktlich zu Ostern durften wir unsere ersten Gäste im Envie de Sud verwöhnen. Nach einem intensiven 10 tägigen Putz-und Renovationsmarathon erstrahlen Haus und Garten in neuem Glanz. Die Frigo-Bar ist mit Rosé und anderem gefüllt. Auch die Küche ist in Betrieb.

Bei stahlendem Sonnenschein und angenehmen 24 Grad liessen es sich unsere Gäste also gutgehen. Nach einem feinen Gourmetfrühstück schwärmten alle aus um die Gegend zu erkunden. Die einen sportlich per Fahrrad auf dem “Voie verte” über Aigues-Mortes bis ans Meer, die anderen gemütlich mit dem Auto über Nebenstrassen zum Bummeln nach Arles.

Gegen Abend trafen wir uns im Garten auf einen Apéritif. Anschliessend genossen wir am Table d’hôtes exquisite Gerichte und lokalen Wein. Mit dem Fischhändler Sami sind wir per du und in der Weinkooperative haben wir unser Kundenkonto eröffnet. Wir sind somit angekommen in Vauvert.

Zögert also nicht länger und bucht umgehend eure Reise in den Süden. Die Landschaft blüht herrlich und noch sind die Temperaturen angenehm. Und sollte es gar zu heiss werden – ein erfrischendes Bad im hauseigenen Pool hilft garantiert.

Bis bald im Envie de Sud!

Herzlich Ursula & Andreas

Zugegeben, wir waren sehr aufgeregt. Unsere Giardiniera mit ihren 52 Jahren – kommt sie wohl heil in Vauvert an? Wie wird die Reise über etwas mehr als 700km auf Nebenstrassen von Basel nach Vauvert verlaufen? Über welche Hügel und Berge werden wir tuckern müssen? Kann Andreas mit 188cm so lange in diesem Miniauto sitzen?

Die Sorgen waren absolut unbegründet. Nach einem Serviceaufenthalt bei Nonno Tommaso lief die Giardiniera wie nie zuvor und Andreas gelang es, seine langen Beine sportlich ins Auto zu falten. Die Fahrt durch das Elsass, über den französischen Jura, die Bresse und weiter via Lyon und von dort der Rhone entlang war ein Genuss. Wie immer winkten uns Passanten und Vorbeifahrende freudig zu. Ein leidenschafticher Oldtimersammler wünschte gar ein Foto des Armaturenbretts für sein Archiv.

Fern der Autobahn entdeckten wir Orte und Landschaften mit besonderem Reiz. Schmucke Städtchen wir Bourg en Bresse oder den Landgasthof in Rochefort bei Dôle. Gerne wären wir hier und dort länger verweilt. Doch es zog uns nach Hause – ins Envie de Sud.

Eines aber steht für uns fest: Wir werden wieder über Nebenstrassen reisen. Probiert es auch aus. Es lohnt sich. So viel französisches Lebensgefühl gibt es auch für viel „Péage“ nicht.

Bis bald im Envie de Sud!

Herzlich Ursula & Andreas

In unserer Noch-Heimat Basel und Luzern findet die Fasnacht statt. Typisches Zeichen, dass dem Winter “Au revoir” gesagt wird. Höchste Zeit für den Frühlingsputz im Envie de Sud. Ab dem 12. April 2017 stehen die Gästezimmer I und II sowie unsere beiden Ferienwohnungen bereit. Drei weitere Zimmer mit private Bad kommen im Laufe des Jahres […]